Wir über uns
Das Projekt:
Entwicklungspolitische Arbeit als offenes Angebot
Lebendige, der Alltagskultur nahe Themen eröffnen vielfältige
Möglichkeiten, Freizeit und Bildung aktiv zu verbinden.
Kreative Methoden knüpfen an das Bedürfnis nach
Vergnügen und Entspannung an. Dabei ermöglichen
sie, Neues über uns selbst als Menschen in Berlin, aber
auch als Menschen dieser Welt zu lernen und Perspektiven daraus
zu entwickeln. Dieser Vorsatz wird am ehesten gelingen, wenn
wir bei alltäglichen Erfahrungen - vor der Haustür
eben - ansetzen und versuchen zu verstehen, ohne sofort Werturteile
zu fällen. Neben den projektorientierten Veranstaltungen
für Schulklassen und außerschulische Kinder- und
Jugendvereine werden innerhalb der offenen Angebote vor allem
Familien angesprochen, was zeigt, dass wir mit unseren Veranstaltungen
ein breites Publikum erreichen. Damit ist das FEZ ein besonders
geeigneter Ort, um entwicklungspolitische Bildungsarbeit anzubieten.
Identität, Interkulturalität, Weltwirtschaft und
Partizipation sind inhaltliche Schwerpunkte, die wir gemeinsam
mit den quali-fizierten Referentinnen unseres interkulturellen
Teams bearbeiten.
Formen der Umsetzung sind:
- Projekttage und -wochen für Schulklassen
- Offene Angebote im Rahmen des FEZ Programmes an Wochenenden
und in den Ferien
- Fortbildungen für ErzieherInen, SozialpädagogInnen
und LehrerInnen.
Unsere Arbeit knüpft immer an die Erfahrungen der jeweiligen
Gruppen an und wird in enger Zusammenarbeit mit den FEZ-KollegInnen,
den freien MitarbeiterInnen des Projektes, Institutionen und
Schulen weiterentwickelt. Die konkreten Zielvorhaben erarbeitet
die jeweilige Referentin gemeinsam mit der zuständigen
Lehrkraft in einer Situationsanalyse.
[nach oben]
Der Ort: Das FEZ Wuhlheide
Nur 20 S-Bahn-Minuten von der City entfernt befindet sich
im Südosten Berlins, inmitten eines großen Waldparks,
das FEZ Wuhlheide. Es ist das größte gemeinnützige
Freizeitzentrum für Kinder, Jugendliche und Familien
in Europa. Neben der von Kindern betriebenen Parkeisenbahn,
einem „Natur- und Umwelt-Haus“, der Parkbühne
Wuhlheide, einem Badesee und vielfältigen Spielanlagen
im Freien, befindet sich auf dem Gelände das 13.000 qm
große Gebäude des Freizeitzentrums mit unzähligen
Einrichtungen. Schwimm- und Sporthalle, Theater- und Konzertsäle,
Videostudio, Kunstatelier, Kino, Kochstudio, Internetcafé,
Computer-, Holz-, Mechanik- und Töpferwerkstätten
laden zum Ausprobieren und Mitmachen ein. Insgesamt beherbergt
das Haus 30 verschiedene Fachbereiche, die täglich der
Öffentlichkeit zugänglich sind und jährlich
von über 1 Million BesucherInnen genutzt werden.
im Internet: www.fez-berlin.de
[nach oben]
Der Träger: FiPP
e.V. - Fortbildungsinstitut für die pädagogische
Praxis
FiPP e.V. (Fortbildungsinstitut für die pädagogische Praxis) ist ein freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe unter dem Dach des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Die Geschichte von FiPP e.V. reicht bis ins Jahr 1978 zurück. Damals gründeten engagierte ForscherInnen und ErwachsenenpädagogInnen den Verein. Seitdem gab FiPP e.V. wichtige Impulse für die Entwicklung von Kindertagesstätten, Jugendfreizeiteinrichtungen sowie Projekten der Jugendberufshilfe und der schulbezogenen Sozialarbeit.
Heute arbeiten die MitarbeiterInnen in rund 50 Projekten und Einrichtungen für Kinder und Jugendliche in neun Berliner Bezirken. Die Spannbreite reicht von Kindertagesstätten und offener Kinder- und Jugendarbeit über Schülerclubs und Schulstationen bis hin zu Berufsorientierung und entwicklungspolitischer Bildungsarbeit.
im Internet: www.fippev.de
[nach oben]
Die Geschichte:
Neun Jahre „Global denken – lokal handeln“
Das Projekt „Eine Welt im FEZ“ wurde 1993 von
MitarbeiterInnen von terre des hommes und des FEZ initiiert
und konzipiert. Als Träger wurde der FiPP e.V. gewonnen,
womit Kontakte und Ressourcen von zwei Einrichtungen zur Verfügung
standen. Von 1994 bis 2002 wurde eine Co-Finanzierung aus
EU- Mitteln erreicht. Die Entwicklung des Projektes gliedert
sich in zwei Phasen:
Zunächst gelang es von 1994-1997 umfangreiche entwicklungspolitische
Inhalte in die Arbeit des FEZ einzubringen. In Zusammenarbeit
mit den PädagogInnen des FEZ wurden thematische Schwerpunkte
entwickelt und unter dem Motto „Global denken –
lokal handeln“ umgesetzt. Themen wie das Alltagsleben
in anderen Regionen, Kulturen und Religionen der heutigen
Welt, gerechte Weltwirtschaftsordnung und gegenseitige Abhängigkeit
wurden als Erweiterung in das FEZ-Programm aufgenommen. Der
Ansatz zeigte Erfolg: Das Wissen über Lebensbedingungen
in anderen Gesellschaften, insbesondere des „Südens“,
sowie das Aufzeigen globaler Zusammenhänge weckte bei
den Kindern und Jugendlichen Neugier und erhöhte die
Akzeptanz von Menschen anderer Herkunft.
Für die Projektphase von 1999-2002 wurden erneut EU-Mittel
akquiriert. Inhaltliche Schwerpunkte wurden weiter ent- wickelt.
Die Spuren der „Einen Welt“ in unserem alltäglichen
Zusammenleben wurden wichtiger als das Betrachten „fremder“
Kulturen: zum Beispiel die Globalisierung in Konsum und Arbeitswelt
oder das Zusammenleben mit Menschen unterschiedlicher Herkunft
in einer interkulturellen Gesellschaft.
Das Motto unserer Angebote zum globalen Lernen hieß
nun „Die Eine Welt vor der Haustür“. Dabei
hoben sich geistige Trennlinien zwischen entwicklungspolitischer
Bildungsarbeit und interkulturellem Lernen auf. Themen wie
Identität, Umgang mit Konflikten und Vorurteilen, die
Rolle der Schule in einer multikulturellen Gesellschaft sowie
Rassismus und Zivilcourage wurden vermehrt nachgefragt und
entsprechend angeboten.
[nach oben]
Die Herangehensweise:
Globales Lernen
Wie funktioniert das konkret? Wie versetzen wir Kinder, Jugendliche
und PädagogInnen in die Lage, mit der zunehmenden Komplexität
gesellschaftlicher Prozesse konstruktiv umzugehen? Wie vermitteln
wir Kenntnisse über weltweite Vernetzungen und deren
Folgeerscheinungen? Wie fördern wir die Fähigkeit
zum Perspektivwechsel und zu Kooperationsvermögen? Wie
schaffen wir Voraussetzungen zum „globalen Denken und
lokalen Handeln“?
Wir teilen den Ansatz des globalen Lernens, wie der Verband
entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen (VENRO)
es vertritt: „Globales Lernen zielt auf die Ausbildung
individueller und kollektiver Handlungskompetenz im Zeichen
weltweiter Solidarität ab. Es fördert die Achtung
vor anderen Kulturen, Lebensweisen und Weltsichten, beleuchtet
die Voraussetzungen eigener Positionen und befähigt dazu,
für gemeinsame Probleme zukunftsfähige Lösungen
zu fin- den.“ Globales Lernen setzt eine Abkehr von
paternalistischem Entwicklungshilfedenken voraus. Es geht
vielmehr um die Integration bisher getrennter pädagogischer
Arbeitsfelder wie der Friedenserziehung, der entwicklungspolitischen
Bildungsarbeit und des interkulturellen Lernens.
Mit dem Globalen Lernen wurden Ansätze entwicklungspolitischer
Bildungsarbeit der 70er Jahre überwunden, die das Nord-Süd-Gefälle
zu sehr betonten, wodurch Menschen in sogenannten „Entwicklungsländern“
vorwiegend als Bedürftige erschienen. Statt dessen wurde
die Notwendigkeit von Veränderungen im Norden wie im
Süden deutlich. Entwicklungsfragen werden nun im Kontext
weltgesellschaftlicher Strukturen verstanden. Auf der Suche
nach „zukunftsfähiger Entwicklung“, nach
Abbau von Diskriminierung und Aufbau von sozialer Gerechtigkeit
lernen engagierte Gruppen weltweit voneinander.
Ein Hindernis unserer alltäglichen Arbeit ist, dass
der Nord-Süd-Konflikt häufig als ein moralisches
Thema wahrgenommen wird: Menschen wollen etwas „Gutes
tun“. Beim Versuch auf Probleme ferner Länder aufmerksam
zu machen, wird der Blick darauf verengt, „den Armen
zu helfen“. Darüber hinaus werden „fremde“
Menschen manchmal einseitig durch eine ethnologische Brille
als exotisch betrachtet. Diese Faktoren erschweren ein offenes
Aufeinanderzugehen und die Kommunikation miteinander. Deshalb
sehen wir die Förderung einer reflektierenden Sensibilisierung
für die uns innewohnenden Bilder und Begriffe als festen
Bestandteil unserer Projektarbeit.
Ein Beispiel für solche, in der Regel unbewussten Begriffsdeutungen
ist die Bezeichnung „Dritte Welt“, welche die
meisten zunächst mit Armut oder Folklore assoziieren.
Diese etablierten Vorurteile verhindern unvoreingenommene
Begegnungen mit anderen Menschen. Um solche Reduktionen zu
überwinden, schaffen wir Anlässe, die es ermöglichen,
gemeinsam in die Auseinandersetzung um festgefahrene Muster
zu treten. So haben wir die Erfahrung gemacht, dass es zu
Irritationen führen kann, wenn eine nichtdeutsche Referentin
einen Projekttag „Konstruktive Konfliktlösungen“
durchführt. Vielleicht hätte man ihr eher Themen
wie Trommeln, Tanzen oder Kinderarbeit zugeordnet, nicht aber
dieses Feld. Genau hier setzen wir an und fordern auf, zu
hinterfragen: Wem wird eigentlich was zugetraut und warum?
Wer darf über „unsere“ Probleme sprechen?
Wer gehört zu diesem „uns“ dazu?
Ähnliches vermittelt die Begriffsformation „ausländisches
Kind“. Was heißt das? Welches Kind wird in welchem
Land plötz- lich ausländisch? Die Identitätsbildung
eines Kindes wird dadurch vorn herein erschwert. Denn wie
soll man sich spüren, wenn die eigene Identität
von außen festgelegt wird, dabei einengt und zugleich
ausgrenzt. Auch hier sehen wir unsere Aufgabe darin, Räume
und Situationen zu schaffen, in denen jedes Kind sich selbst
mit allen Sinnen erfahren kann, in denen Äußerlichkeiten
wie Aussehen, Staatsbürgerschaft und Herkunft gleichgültig
sind und die Kinder vielmehr lernen, das Wesentliche zu sehen
- sich selbst in Kontakt mit anderen.
Unser Ziel ist es, dass die Beteiligten
- eine stabile eigene Identität entwickeln lernen, dabei
eigene Widersprüche akzeptieren können, statt sie
auf „Andere“ projizieren zu müssen,
- die Gemeinsamkeiten mit „Anderen“ wahrnehmen,
die Unterschiede verstehen und akzeptieren lernen,
- gut miteinander kommunizieren lernen, in der Familie und
Schulklasse, mit Vertrauten und Unbekannten,
- erleben, wie eng oft eigene Probleme mit denen anderer verknüpft
sind,
- lernen, sich auf Komplexität und Ambivalenzen in ihren
Lebensprozessen einzustellen und damit selbstbewusst umzugehen,
- lernen, eigene Positionen zu verschiedenen Problemen zu
entwickeln und sich konstruktiv mit anderen Positionen auseinander
zu setzen.
[nach oben]
Die Ergebnisse:
Was bleibt haften
Mit den Angeboten des Projektes „Eine Welt im FEZ“
konnten wir – gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen
sowie begleitenden Erwachsenen – wertvolle Lernerfahrungen
sammeln, die den Einzelnen viel stärker fordern und bereichern,
als der formelle Wissenserwerb. Globales Lernen heißt
ganzheitliches Lernen, unter Einbeziehung von Denken und Fühlen,
von Urteilen und Handeln. Es bedeutet, scheinbare Gewissheiten
und unbewegliche Vorurteile gegenüber anderen, aber auch
gegenüber uns selbst, in Frage zu stellen. Es schließt
Perspektivwechsel und das Einfühlen in andere mit ihren
jeweiligen Bedürfnissen und Interessen ein. Es stellt
eine Herausforderung für jede/n Einzelne/n dar und erweist
sich als unverzichtbar für das Zusammenleben in unserer
interkulturellen Gesellschaft. Deshalb halten wir weiterhin
unsere Angebote zum Globalen Lernen bereit und freuen uns
über Anregungen, Ideen, Kritiken und Vorschläge
zu Kooperation und Erweiterung.
Die Ergebnisse unserer Arbeit von 1999-2002 in Zahlen: 50
Projekttage mit über 700 TeilnehmerInnen, 15 Projektwochen
von je 3-5 Tagen mit über 980 TeilnehmerInnen, 45 Tage
Fortbildungen und Tagungen mit 675 TeilnehmerInnen, 20 Wochen
Ferienangebote mit ca. 4200 Kindern, 64 Tage Wochenendangebote
mit 12.000 TeilnehmerInnen, 3 Tage Kinderkongress mit 120
Kindern, 2 Theaterstücke sowie 3 Fotoausstellungen.
[nach oben]
Der Ausblick:
Auf der Basis vielfältiger Kooperationen haben wir mit
„Eine Welt im FEZ“ kontinuierlich eine erfolgreiche
Bildungsarbeit geleistet. Durch unser Angebotsprogramm konnten
wir zeigen, dass die „EINE WELT“ tatsächlich
vor der eigenen Haustür beginnt. Unser Arbeitsgrundsatz
der Interkulturalität spiegelt sich in all unseren Unternehmungen
wieder und bildet weiterhin eine wesentliche Voraussetzung
auf dem Weg antirassistischer Erziehung. Unser Bildungskonzept
haben wir stetig erprobt und weiter entwickelt. Dabei waren
wir immer neuen und kreativen Themenkomplexen unserer zunehmend
globalisierten aber dennoch sehr unterschiedlichen „EINEN
WELT“ auf der Spur.
Diese wichtige interkulturelle und entwicklungspolitische
Bildungsarbeit setzen wir mit neuen Kooperationspartnern fort.
So laufen im Jahr 2002 Projekte mit dem Deutschen Kinderhilfswerk
und der Landesstelle für Entwicklungszusammnarbeit der
Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technik. Für
2003 ist eine Kooperation mit der Stiftung Nord - Süd
- Brücken im Aufbau. Als fest etablierte Schnittstelle
zwischen Nord und Süd, zwischen Ost und West wollen wir
den Kindern und Jugendlichen weiterhin ein verlässlicher
Partner für ihren Diskussions - und Lernbedarf sein.
Wir arbeiten weiterhin mit den uns tragenden Institutionen
FiPP und FEZ zusammen. Seitens des FiPP gibt es seit 2002
eine neue Aufgabe, die an unsere bestehenden Schulkontakte
anknüpft. Das Projekt TRAIN THE TRAINER (TTT) wendet
sich an alle, die am Schulleben beteiligt sind. Mit dem Projekt
wollen wir dazu beitragen, dass Unterschiedlichkeit und Vielfalt
der Menschen als Reichtum und Chance begriffen werden können.
TTT ist ein Teilprojekt von ERGON und wird durch die Bundesregierung
und die EU gefördert. Geplant und realisiert werden im
Rahmen von TTT:
- Reflexion und Beratung zum Thema: „Aufrechter Gang“
- Projekte zur konstruktiven Konfliktbewältigung
- Anti-Bias-Trainings zum Abbau von Vorurteilen (auch für
Multiplikatoren)
- Unterstützung von Schüler- und Jugendfirmen
Die Inhalte werden weiterhin in den verschiedenen FiPP Projekten weitergeführt.
Bei Fragen:
[nach oben]
Kontakt:
FiPP e.V
Großbeerenstraße 71
10963 Berlin
Tel 030 / 259 28 99 0
Fax 030 / 259 28 99 99
zentrale@fippev.de
Annette Kübler
www.fippev.de
[nach oben]
Impressum:
Redaktion: Virginia Alvear Galindo, Anja Fleig, Annette
Kübler, Renate Liebsch, Alexandra Schmidt-Wenzel, Claudia
Tribin; Homepage: Moritz
Metz
© 2002 EINE WELT IM FEZ und FiPP e.V
[nach oben] |